150 Jahre Werk Cottbus – und kein bisschen müde!

Artikel: 150 Jahre Werk Cottbus – und kein bisschen müde!

Im Jahr 1874 war die erste Belegschaft gerade einmal 70 Mann stark. Im Laufe seiner sehr bewegten Geschichte ist das Werk Cottbus der DB Fahrzeuginstandhaltung heute auf dem Weg, das modernste Instandhaltungswerk der DB zu werden. Cottbus hat viel erlebt und hat noch viel vor. Ein guter Grund, einen Blick zurückzuwerfen.

Innerhalb des Werkeverbunds der DB ist Cottbus einerseits das Kompetenzzentrum für dieselhydraulische und dieselelektrische Schienenfahrzeuge und deren Komponenten. Hier werden an Diesel- und Elektrolokomotiven sowie Sonderfahrzeugen der DB regelmäßig Instandsetzungen wie Hauptuntersuchungen sowie Bedarfs- und Unfallreparaturen ausgeführt und es werden komplexe Fahrzeugumbauten verrichtet. Zum anderen entsteht bis 2026 das modernste und größte ICE-Instandhaltungswerk der DB als Teil des Werks Cottbus. Im Januar 2024 ist in der ersten, kleineren von zwei Werkshallen die schwere Instandhaltung der ICE-4-Flotte der DB gestartet, eine weitere Halle mit vier Instandhaltungsgleisen, einer Lackierstraße und Nebenwerkstätten wird voraussichtlich 2026 in Betrieb genommen. 

 „Heute dürfen wir voller Optimismus nach vorne blicken. Die erfolgreiche Inbetriebnahme der ICE-Fertigung und der Fortschritt beim Bau der zweiten Halle sind Meilensteine auf unserem Weg, das größte und modernste Instandhaltungswerk der DB zu werden. Auch wollen wir die V-Lok und Komponentenfertigung neugestalten und neu ausrichten. Möge dieses Jubiläum nicht nur ein Rückblick auf Vergangenes sein, sondern vielmehr ein Ausblick auf eine noch erfolgreichere und innovativere Zukunft“, so die Werksleitung.

Eine kurze Chronik

Als im Jahr 1874 der Bau der „Königlichen“ Hauptwerkstätte zu Kottbus“ begann, schrieb man Cottbus noch mit „K“. Die damalige Eisenbahnverwaltung ließ eine zentrale Hauptwerkstatt zur Ausbesserung von Lokomotiven und Wagen bauen. Die Belegschaftsstärke betrug 70 Mann und die Anfänge gestalteten sich sehr schwierig. Über viele Jahre hinweg mussten die Ausbesserungsarbeiten unter Baubedingungen stattfinden, meist mit einfachen Werkzeugen und Maschinen. Zur Werksgründung gab es als Geschenk des Fürst-Pückler-Parks eine symbolische Gründungseiche auf dem Werksgelände, die heute noch dort steht. Die 1878 gebaute preußische Tenderlokomotive T 3 war die erste Dampflok, die im Werk Cottbus ausgebessert wurde. In den folgenden Jahrzehnten entstanden die Wagenhallen III bis V, das Kesselhaus, die Lokrichthalle und die Kesselschmiede. 

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden 1920 alle Länderbahnen zur Deutschen Reichsbahn verschmolzen. Mit der Neuorganisation des Werkstättenwesens von 1925 war das Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Cottbus für die ehemaligen Länderbahnlokomotiven zuständig. In Folge der Weltwirtschaftskrise 1929/30 kam es zu Kurzarbeit und Entlassungen, es gab sogar Überlegungen, das Werk zu schließen. Auch durch das große Engagement der Belegschaft gelang es, das Werk zu halten und es entwickelte sich bis Anfang der 1930er-Jahre zum größten Industriebetrieb der Stadt Cottbus und Umgebung. Aufgrund von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen stieg die Belegschaft auf 2.500. Spätestens ab 1942 wurden im Werk Zwangsarbeiter eingesetzt. 1945 wurde das Werk beim alliierten Angriff auf Cottbus größtenteils zerstört.

Zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Wiederaufbauarbeiten des Werkes so weit fortgeschritten, dass die wichtigsten Werkstätten wieder überdacht waren. Es folgten weitere Neubauten.

Ab 1954 fungierte das Werk als Mischwerk für die Ausbesserung von verschiedenen Dampflokbaureihen und Wagengattungen. Ab 1969 wurde das Werk nach einem Großbrand durch einen zusammenhängenden „Kompaktbau“ in verschiedenen Hallenschiffen neu errichtet. Es zählte anschließend zu den modernsten Werken der DDR. Das Portfolio entwickelte sich nun vornehmlich für die Instandhaltung der schweren sowjetischen Dieselloks der Baureihen BR 130, 131, 132 und 142 sowie der Baureihe V 100 aus DDR-Produktion.

Die Zeit der Umbrüche der 1990er Jahre war auch eine Zeit der De-Industrialisierung im Osten. Und es sah für das Ausbesserungswerk erneut nicht gut aus. Mit dem politisch beschlossenen Ausstieg aus der Kohlewirtschaft eröffneten sich neue Perspektiven. Pläne für ein neues Bahnwerk für die Instandhaltung der ICE4-Flotte reiften heran. Seit Januar dieses Jahres ist die erste von zwei Hallen in Betrieb, die zweite Halle befindet sich im Bau und soll bis 2026 fertiggestellt sein. Cottbus verfügt dann über das modernste Instandsetzungswerk der DB.