Artikel: Werk Dessau: Volles Haus zum 90. Jubiläum
Um Punkt zehn Uhr hob sich am 31. August die Schranke des Werks Dessau der DB Fahrzeuginstandhaltung. Das Werk hatte aus Anlass seines 90-jährigen Bestehens zum Tag der offenen Tür eingeladen – und die Gäste kamen in Scharen.
Allen voran erschienen die Eisenbahnfreunde aus der Region und weit darüber hinaus, aber auch Familien, Technikbegeisterte, Nachbarn und Neugierige fanden sich an diesem Tag ein. Schließlich ist das Werk eine Institution, und bei herrlichem Sommerwetter gab es viel zu sehen und zu erleben.
Fast alles, was auf Deutschlands Schienen Rang und Namen hat, war bei der Fahrzeugschau und in der Lokfertigung zum Staunen und Anfassen vertreten: Modernes wie ein ICE-Triebkopf oder die Siemens-Lok „Vectron“, Historisches wie die Lokbaureihe E 44 oder Elektrotriebzüge der Baureihe 188, zeitlos Elegantes wie die ehemalige Intercitylok BR 103. Besonders begehrt: die Lokmitfahrten auf dem werkseigenen Gleisnetz. Sie boten auch den vielen Fotofreunden ersehnte Motive.
Koloss schwebt am Hallenkran
In den Hallen war der Andrang ebenfalls groß. Am Vorabend hatte hier die Anhaltinische Philharmonie dem Werk mit Pauken und Trompeten zum Geburtstag gratuliert. Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, sowie Teile der Geschäftsführung der DB Fahrzeuginstandhaltung saßen dabei in der ersten Reihe. Auf dem Programm standen Ouvertüren und Tänze aus Opern und Operetten sowie Titeln aus Filmen wie „Titanic“ und „Da Vinci Code“. Nun begeisterte die Lokfertigung das Publikum. Dabei erlebten die Gäste auch, wie eine 80 Tonnen schwere Lok am Hallenkran durch die Luft schwebte.
Mehrere Nummern kleiner, aber ebenfalls imponierend: die Anlage der Modellbahnfreunde mit Eisenbahnbetrieb en miniature. Wer eine Pause nötig hatte, konnte sie bei Livemusik und einem bunten Bühnenprogramm genießen. Und als bleibende Erinnerung an einen gelungenen Tag bot der Dessau-Roßlauer Briefmarkenverein Sonderstempel an. Werkleiter Olaf Storeck: „Das Jubiläum war ein wirkliches Fest, das gezeigt hat, welche Bedeutung unser Werk für die Region und für die Eisenbahnbranche hat. Wir sind stolz auf unsere Tradition und gehen, wie zum Beispiel unser europaweit einmaliges Lokprüfzentrum zeigt, optimistisch in die Zukunft.“
Erste Adresse bei Elektroloks
Das Werk Dessau der DB Fahrzeuginstandhaltung ist deutschlandweit die Nummer eins im Bereich der Revision und Instandhaltung von Elektrolokomotiven. Mit rund 1.300 Beschäftigten gehört es zu den größten Arbeitgebern in der Region Dessau-Roßlau. Jährlich repariert oder revisioniert das Werk rund 300 Elektroloks der Deutschen Bahn und vieler weiterer nationaler und internationaler Kunden. Am 2. Dezember 1929 war das Werk nach mehrjähriger Bauzeit offiziell in Betrieb genommen worden. Auf Dessau war die Standortentscheidung für das E-Lokwerk deshalb gefallen, weil es schon damals in Mitteldeutschland ein elektrifiziertes Streckennetz gab.