Artikel: Bremen fährt voran: Wasserstoff als Treibstoff der Zukunft
Ein neues Testzentrum für Wasserstoffverbrennungsmotoren in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut soll die Mobilität revolutionieren. Ein Memorandum of Understanding wurde unterzeichnet und fördert die Entwicklung klimafreundlicher Technologien. Werkleiter Sebastian Herzog gibt Einblicke in die Vorteile und Ziele des Projekts.
Die Zukunft der Mobilität ist grün. Immer mehr Züge und Lokomotiven der Deutschen Bahn werden elektrisch, mit neuen Antriebskonzepten oder neuen, klimafreundlichen Kraftstoffen angetrieben. Im Werk Bremen der DB Fahrzeuginstandhaltung soll dafür jetzt zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) ein Testzentrum für den Umbau und das Prüfen von Wasserstoffverbrennungsmotoren entstehen. Den Rahmen dafür und für die weitere Entwicklung des Werkes insgesamt haben die DB und die Freie Hansestadt Bremen jetzt in einem „Memorandum of Understanding“ festgeschrieben.
Werk Bremen als Leuchtturm für CO2-arme Motorenumrüstung
Erforscht werden soll zunächst, wie heutige Verbrennungsmotoren für den Betrieb mit Wasserstoff umgerüstet und diese modifizierten Motoren getestet werden können. Bremen solle zum „Leuchtturm für CO2-arme Motorenumrüstung“ werden, heißt es in der Erklärung, die Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte, die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung Özlem Ünsal, die Wirtschafts-Staatsrätin Maike Frese, die DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik Daniela Gerd tom Markotten, der Geschäftsführer Produktion bei der DB Fahrzeuginstandhaltung Nico Petersen und Ronald Ditte als Vertreter der Mitarbeitenden im Werk in Bremen unterzeichnet haben. Sie schreiben damit frühere Vereinbarungen zur Stärkung und Zukunftssicherung des DB-Werks in Bremen fort.
Das Werk Bremen ist im Verbund der DB Fahrzeuginstandhaltung das Kompetenzzentrum für die Instandhaltung und Revision von Dieselmotoren und Antriebsanlagen (Powerpacks). Mit der Freien Hansestadt Bremen besteht seit 2018 eine enge Zusammenarbeit. Sie bildet den Rahmen für bereits geleistete und noch geplante Investitionen von rund sechs Millionen Euro – unter anderem für den Neubau einer Umschlaghalle, die Modernisierung einer Prüfzelle für Antriebsanlagen und die Erneuerung der Motoren-Waschanlage.
Gemeinsam wollen die DB Fahrzeuginstandhaltung und das Land Bremen so den Weg in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaneutralität fortsetzen. Die Zusammenarbeit soll in einen Standortentwicklungsplan für das Werk Bremen münden, der mit der Klimaschutzstrategie 2038 der Freien Hansestadt Bremen Hand in Hand geht. Kernthemen sollen alternative Antriebe und Nachhaltigkeit sein.
Alternative Antriebe und Nachhaltigkeit – Drei Fragen an den Werkleiter aus Bremen
Sebastian Herzog, Werkleiter im Werk Bremen, betont, wie wichtig es im Sinne der Nachhaltigkeit ist, ältere Maschinen und Komponenten zu erhalten und zu optimieren, statt sie zu ersetzen. Diese nachhaltige Denkweise passt perfekt zu den aktuellen Bestrebungen im Werk Bremen, alternative Antriebstechnologien zu fördern und nach Möglichkeiten zu suchen, Dieselmotoren mit Wasserstoff anzutreiben statt mit Diesel. Für den Werkleiter ist die Arbeit mehr als nur ein Job: Sie ist eine Mission, die Zukunft der Mobilität mitzugestalten und durch innovative Lösungen einen Beitrag zur Klimaneutralität zu leisten.
Warum ist das Memorandum of Understanding (MoU) für das Wasserstoffprojekt in Bremen wichtig?
Sebastian Herzog: Das Memorandum of Understanding ist von großer Bedeutung, da es die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bremen, dem IFAM und unserem Werk stärkt. Im Fokus steht dabei die Entwicklung und Förderung von nachhaltigen und alternativen Antriebstechnologien, insbesondere im Bereich Wasserstoff. Unsere Stadt und die beteiligten Institute bilden ein starkes Netzwerk, das uns erlaubt, umweltfreundliche Lösungen zu entwickeln. Mit einem gemeinsamen Nenner und einer klaren Zielsetzung schaffen wir eine solide Basis, um zukünftige Projekte erfolgreich umzusetzen. Auf der Grundlage dieses MoU’s können wir die Expertise und die Ressourcen aller Beteiligten bündeln und effizient nutzen, um die ambitionierten Klimaziele bis 2040 zu erreichen.
Warum wird das MoU gerade jetzt unterzeichnet?
Sebastian Herzog: Zum ersten Mal haben wir uns 2018 zur Zusammenarbeit mit der Stadt Bremen bekannt, 2021 haben wir die Zusammenarbeit fokussiert auf die Digitalisierung unserer Produktion und nachhaltige Antriebstechnologien. Jetzt soll die Einbindung in die Forschung zu Klimaneutralität noch konkreter werden – darum ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, die Zusammenarbeit zu erneuern und weiter zu intensivieren. In einer Zeit, in der der Wandel hin zu nachhaltigen Technologien weltweit beschleunigt wird, ist es unerlässlich, partnerschaftliche Beziehungen frühzeitig zu festigen und bestehende Netzwerke auszubauen. Durch die Unterzeichnung des neuen MoUs stärken wir unsere strategischen Allianzen und schaffen die Voraussetzungen, um die erforderlichen technologischen Fortschritte zu erzielen. Das Timing passt zudem hervorragend zu den langfristigen Zielen der DB und auch zu denen anderer unserer Kunden, insbesondere im Hinblick auf die Reduktion von CO2-Emissionen und die Förderung der Klimaneutralität. Indem wir jetzt Maßnahmen ergreifen und die Kooperation intensivieren, stellen wir sicher, dass wir als Werk bestens auf zukünftige Anforderungen vorbereitet sind und eine führende Rolle im Bereich alternativer Antriebstechnologien einnehmen können.
Welche Vorteile bringt das Wasserstoffprojekt für Ihr Werk?
Sebastian Herzog: Unser Werk in Bremen verfügt über umfassende Erfahrung und Expertise im Bereich der Verbrennungsmotoren. Durch die gezielte Fokussierung auf alternative Kraftstoffe wie Wasserstoff können wir unser technologisches Know-how erweitern und gleichzeitig signifikant zur Reduktion von CO2-Emissionen beitragen. Der Wasserstoffprüfstand, der in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut entstehen soll, wird es uns ermöglichen, Langzeittests und technologische Weiterentwicklungen durchzuführen. Dies ist ein entscheidender Schritt, um herauszufinden, wie wir bestehende Dieselmotoren auf Wasserstoffbetrieb umbauen und optimieren können.
Der Prüfstand erlaubt es uns, umfassende Daten und Erkenntnisse unserer Produkte unter Belastung zu sammeln, die gerade für eine technisch einwandfreie Umrüstung von Dieselmotoren auf Wasserstoff entscheidend sein können. Solche Projekte ermöglichen es uns, unseren Kunden technisch zuverlässige und nachhaltige Lösungen anbieten zu können. Zudem stellt die Zusammenarbeit mit renommierten Partnern wie dem IFAM sicher, dass wir stets auf dem neuesten Stand der Technik sind und von den neuesten wissenschaftlichen und technologischen Erkenntnissen profitieren können. Dies stärkt unsere Fähigkeit, einen wesentlichen Beitrag zur Klimaneutralität zu leisten.